Früher haben viele Menschen arbeiten müssen, um den Unterhalt von Wenigen erwirtschaften zu können, die noch nicht oder nicht mehr an der Erwerbsarbeit teilnahmen. Dank gestiegener Produktivität können heute wenige (Teilnehmer an Erwerbsarbeit) den Unterhalt von vielen (Nichtteilnehmern an Erwerbsarbeit) erwirtschaften. Anders gesagt: In einer Fabrik, wo früher 1000 Menschen arbeiteten, steuern heute zwei Ingenieure mittels Computern die ganze Fabrik und produzieren mehr in höherer Qualität. Soweit sollte alles klar sein.
Ich habe absichtlich den Begriff “erwirtschaften” verwendet und nicht den Begriff “finanzieren”. Dass (Erwerbs-)Arbeit immer mehr abgeschafft wird, ist prima – wenn wir das nicht getan hätten, würden unsere Kinder immer noch in der Kohlengrube arbeiten. Wir schaffen seit vielen 100 Jahren erfolgreich Arbeit ab.
Wir brauchen nicht mehr Arbeit und nicht längere Lebensarbeitszeit, sondern ein Finanzsystem, das den veränderten Gegebenheiten angepasst ist. Die Anpassung muss bewirken, dass die Verteilung des Sozialprodukts in einer allgemein akzeptierten und als gerecht empfundenen [sic!] Weise geschieht.
Dann brauchten wir auch kein Wachstum mehr, jedenfalls kein quantitatives, durch das immer mehr (endliche) Ressourcen verbraucht werden. “Wir brauchen Wachstum, Wachstum, Wachstum und Jobs, Jobs, Jobs….” wird von Politikern gebetsmühlenartig wiederholt. Bisher habe ich von keinem dieser Menschen eine Erklärung gehört oder gelesen, warum wir Wachstum “brauchen” und warum wir angeblich mehr Jobs brauchen. (Es gibt tatsächlich Gründe (oder besser Ursachen) dafür, warum wir Wachstum “brauchen”.
Haben wir 1960/1970 in Erdlöchern gelebt? Nöö… es ging den meisten Menschen prima. Das Nationaleinkommen hat sich seitdem vervielfacht. In der Zwischenzeit geht es jedoch immer mehr Menschen wirtschaftlich schlecht und wenige Menschen werden immer reicher. “Ja, wo ist denn das ganze Nationaleinkommen oder Sozialprodukt nur geblieben?” Man muss nicht besonders schlau sein, um zu verstehen, dass da etwas an dem ganzen System nicht in Ordnung sein kann. Es wäre allerdings ziemlich dämlich, diese Tatsache zu ignorieren. Es gibt Institutionen (natürliche Personen oder Corporationen) die profitieren davon, dass den Menschen der Zusammenhang nicht klar ist.
Was also stimmt nicht? Es ist ein simpler Fehler in unserem Geldsystem. Dieser Fehler besteht darin, dass gesetzliche Zahlungsmittel in Form von Schulden (oft des Staates) geschöpft werden und der Zinsbetrag, aber nie geschöpft wird und nur gezahlt werden kann, wenn immer neue Schulden entstehen (für die auch wieder Zinsen… deretwegen wiederum Schulden…usw.). Wie spätestens jeder Mensch mit einem erweiterten Hauptschulabschluss gelernt haben dürfte, führt das zu einer exponentiellen Entwicklung… und so sehen alle Kurven aus… steil nach oben, Verschuldung, Reichtum, Armut, Ressourcenverbrauch,… und das führt zwangsläufig ins Verderben. Das ist keine Frage der Ideologie – das ist simple Arithmetik – und – leicht von jedem nachprüfbar.
Es gibt (nach meiner Meinung) nur einen Ausweg:
Anpassung des Geldsystems.
Das Problem ist nicht der Zins an sich (was viele irrig behaupten uns damit das “Kind mit dem Bade” ausschütten) , sondern die Tatsache, dass Zins für verdientes Geld (alles was zur Verrechnung von Leistungsaustauschen akzeptiert wird und vom konkreten Austauschengegenstand abstrahiert) genauso behandelt wird, wie für neu geschöpftes Geld.
Das sind zwei verschiedene Dinge. Gemeinsam ist ihnen nur die Berechnungsmethode.
Gesetzliche Zahlungsmittel sind eine öffentliche Dienstleistung.
Der Staat garantiert durch den Zwang zur Annahme der gesetzlichen Zahlungsmittel und durch die Vollstreckbarkeit in der Form von gesetzlichem Zahlungsmittel den de jure Wert und die Leistungsfähgigkeit der Volkswirtschaft, in der dieses gesetzliche Zahlungsmittel gilt, seinen inneren Wert.
Der Staat darf sich daher schon deshalb sein Geld nicht gegen Zinsen, weder über private Banken von der Zentralbank holen (die schöpft die Beträge nämlich aus dem “Nichts”), noch von (Nicht-Banken) Inhabern hoher Geldguthaben. Vielmehr sollte der Staat ohne diesen unnötigen und entsetzlich teuren Weg (es fallen dabei immer schneller wachsende Zins und Zinseszinsen an) das Geld selbst in die Zirkulation bringen. Nein, das Geld würde dadurch nicht wertlos werden! Diesen Geldbeträgen stünden Wertschöpfungsäquivalente gegenüber: aus Aufträgen für Infrastruktur, Bildung, Wohnungsbau, … alles wertvoll. Genauso wertvoll ist das Geld, das aus dem “Nichts” in die Zirkulation gebracht worden war. Der Menge an Geld steht ein Äquivalent an Gütern und Leistungen gegenüber. Nur diesmal ohne, dass der Staat (also wir, alle Bürger) privaten Banken oder irgendjemand anderem etwas schulden und deshalb auch keine Zinsen bezahlen (anschaffen) müssten. (
Paul Grignon geht mit seiner Idee des Digital-Coin-System noch viel weiter und zeigt auf, wie tatsächlich jeder selbst Geld emittieren könnte. So irre sich das anhören mag (“Jeder stellt selbst Geld her?!”) – die Sache ist schlüssig. Ich werde das an anderer Stelle genauer erklären. Wer etwas besser Englisch beherrscht, kann sich die Idee
hier in dem Movie “The Essence Of Money” schon einmal anschauen. Ich gebe zu, dass man die Geldschöpfung nicht den Politikern überlassen darf – aber da hätten wir ja eine erfahrene und unabhängige Institution mit sehr viel Erfahrung auf dem Gebiet der Geldschöpfung: Die Deutsche Bundesbank (ja, die Deutsche Bundesbank und nicht die Europäische Zentralbank). Diese Kontrollinstanz müsste ähnlich organisiert sein, wie die Deutsche Bundesbank es war, mit einem gesetzlichen Auftrag und politisch vollkommen unabhängig.
Besteuerung
Geldzinsen (ebenso wie Gewinne aus Mietzinsen) die Privatleute verlangen, müssten ab einer gewissen Höhe hoch besteuert werden. Der Grenzsteuersatz könnte bei 98%/99% liegen. Gesetzliche Zahlungsmittel sind eine öffentliche Dienstleistung. Wer als Unternehmer tüchtig war oder auch nur Glück hatte, soll gerne reich werden – aber mit den so erwirtschafteten Geldbeträgen dann noch mittels Zinsen und Zinseszinsen leistungslos davon zu profitieren, was die anderen Rechtsgenossen erwirtschaften… das ist asozial, das nennt man schlicht – schmarotzen.
Nein, der Preis für öffentliche Dienstleistungen (hier Zinsen) gehört in die öffentlichen Kassen und nicht in private Taschen.
Ich erwarte, dass Du nachdenklich wirst, Dich sachkundig machst und das System hinterfragst – ganz unideologisch – einfach nur hinterfragen.
Fazit: Wenn wir das Geldsystem in Ordnung gebracht haben, haben wir auch den wichtigsten Punkt des Renten”problems” gelöst. Nicht die Menge der Betragszahler ist das Problem, sondern, der Fehler im Geldsystem. Das Sozialprodukt ist ausreichend groß , um allen Menschen ein gutes Leben zu ermöglichen – es muss nur richtig verteilt werden. Das gehört, nach meinem Verständnis, mit zu den Aufgaben eines Geldsystems. Zumindest darf es nicht so angelegt sein, dass es den Anforderungen zur Verteilung des Sozialprodukts in einer allgemein akzeptierten und als gerecht empfundenen [sic!] Weise entgegensteht.
Solidarprinzip
Zwischenzeitlich haben sich alle favorisierten privaten Säulen (Riester, Rürup, Kapital-Lebensversicherung) als gar nicht vorteilhaft herausgestellt. (Wegen des bereits erwähnten Wachstumsdrucks aus Zins- und Zinseszins in einer endlichen Umgebung kann das (ganz unideologisch, rein mathematisch, also nicht einmal theoretisch) gar nicht funktionieren. Diese privaten Säulen sind im Übrigen mit öffentlichen Mitteln hoch subventioniert und damit schon von Anfang an nie “privat” gewesen. An diesen “Angeboten” haben nur Leute wie Maschmeyer und Konsorten kräftig verdient und wurden dabei von der Rot-Grünen-Regierung kräftig unterstützt –
möglicherweise auch belohnt, strafrechtlich erwiesen ist das nicht.
Die Einzahlungen von Rentenbeiträgen sind keine Kapitalanlage, sondern der Beitrag für die aktuelle Versorgung der Menschen, die aus dem Erwerbsleben ausgeschieden sind. Der Anspruch auf Rente hat seinen Grund nicht in einer früher getätigten Einzahlungen (und einer etwa daraus resultierenden Rendite), sondern in der Tatsache, dass der Rentner Mitglied der Gesellschaft ist. Richtig wäre allerdings, dass alle Einkünfte für die Finanzierung der Renten herangezogen werden: die der “gewöhnlichen” Arbeitnehmer, die der Unternehmer, der Freiberufler, der Beamten, – kurz alle auch und gerade die Einkünfte aus Kapitalvermögen.
Beispiel Schweiz
Die Schweiz ist nicht gerade verdächtig, “sozialistisch” oder Ähnliches zu sein. Sie macht es allerdings genauso. Jeder muss einen Anteil seines Einkommens (ohne Obergrenze, also ohne Beitragsbemessungsgrenzen) einzahlen. Das bedeutet, dass die Person mit z.B. einem Millionen-Einkommen nie das als “Rendite” zurückbekommt, das der Einzahlung entspricht und die kleine Verkäuferin an der Kasse bekommt eine viel höhere Rendite, als sie einzahlen könnte. Mit diesen Verfahren fährt die Schweiz sehr gut.
In Deutschland aber stehlen sich viele aus der Solidargemeinschaft – zu viele. Und das – ist nicht in Ordnung.
Zitat ( 04. September 2012 Frankfurter Rundschau): Im Vergleich zum deutschen System gibt es jedoch zwei ganz entscheidende Unterschiede: Zum einen besteht die Versicherungspflicht für die ganze Bevölkerung, also auch für Selbstständige, Hausfrauen oder Beamte. Zum anderen ist die Höhe der Beiträge anders als in Deutschland nicht bei einem bestimmten Betrag gedeckelt. Begrenzt ist aber die ausgezahlte Rente. Das in Deutschland geltende Äquivalenzprinzip, wonach die Höhe der Einzahlungen die Höhe der Rente bestimmt, gibt es in der Schweiz also nur teilweise. Andererseits ist damit der Solidargedanke – die Reichen stehen für die Schwachen ein – sehr ausgeprägt.
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