In diesem Abschnitt geht es nur darum, Ihnen die Funktionsweise von Geld zu erläutern: wie es entsteht, warum das bedruckte Papier überhaupt einen Wert haben kann und warum kein Geld existieren würde, wenn es keine Schulden gäbe. Nehmen Sie sich 10 entspannte Minuten Zeit:
Wahrscheinlich haben Sie aus den Tagesnachrichten schon einmal entnommen, dass die EZB (die Europäische Zentralbank) oder die amerikanische FED (Federal Reserve) wieder Milliarden „gedruckt“ und in den Markt „gepumpt“ hat. Haben Sie eine Vorstellung davon, was da tatsächlich geschieht? Oder meinen Sie, dass da Personen an einem Pumpenschwengel schöne neu gedruckte Geldscheine in Eimer abfüllen und auf dem Markt an die Leute verteilen? Nein, das glauben Sie sicher nicht. Aber dennoch – was geschieht da wirklich? Woher kommen die vielen Milliarden, wohin werden sie bewegt und was bedeuten „drucken“ oder „pumpen“? Sie wissen es nicht so richtig? Seien Sie unbesorgt, Sie befinden sich in bester Gesellschaft – die wenigsten Menschen wissen es.
Woher kommt das viele Geld?
Aber woher kommt nun das Geld? Es ist ja nichts naturgesetzlich Gegebenes wie z.B. Gravitation. „Na, von meinem Arbeitgeber.“, werden Sie vielleicht antworten. „Schön“ würde ich sagen und fragen: „… und woher hat der es?“ – wie oft Sie auch fragen und antworten – Sie finden einfach keine ursprüngliche Quelle. Einige Menschen erklären dann irgendwann .“…von der Zentralbank, es wird gedruckt.“ Einfach so – gedruckt? In der Tat, das stimmt. Das ist zwar nur ein Teil der ganzen Wahrheit, aber es ist durchaus richtig. (Der Vollständigkeit halber muss erwähnt werden, dass auch die Geschäftsbanken ständig neues Geld schöpfen, dazu aber an anderer Stelle mehr.) Die Zentralbank lässt das Geld entstehen – einfach so. Es entsteht buchstäblich aus dem Nichts. Das klingt vielleicht verblüffend, ist aber tatsächlich wahr. Wir haben durch ein Gesetz der Zentralbank das Recht dazu gegeben. Sprechen wir ab jetzt nicht mehr von gedrucktem, sondern von geschöpftem Geld – das macht erst einmal keinen Unterschied. Es ist nur etwas abstrakter, also allgemeiner, formuliert.
Nun ist das bedruckte Papier an sich ja nichts wert. Das leuchtet sicher ein. Es erhält seinen Wert also auf irgendeine geheimnisvolle Weise. Sie akzeptieren es ja z.B. als Lohn für Ihre Arbeit. Schuldet die Zentralbank das Geld jemandem? Nein, sie hat es, wie wir feststellen mussten, einfach nur geschöpft – aus dem Nichts. So weit so gut. Und wie kommt das als gedrucktes Papier geschöpfte Geld nun zu Ihnen? Die Zentralbank verteilt es ja nicht einfach an die Leute oder haben Sie schon einmal einen Zentralbankboten auf der Straße gesehen, der frische Geldscheine an die Leute verteilte?
Was macht das Geld überhaupt wertvoll?
Worin besteht der Wert des frisch geschöpften Geldes? Nehmen wir an, es gäbe noch gar kein Geld und Sie wären der erste Kunde bei Ihrer Bank. Sie gehen zur Bank und fragen nach einem Kredit. Die Bank prüft, ob Sie den Geldbetrag, den Sie bekommen wollen, auch wieder zurückzahlen können. Ihre Arbeitskraft (ggf. wird der Ausfall durch eine Restschuldversicherung gedeckt) dient als Sicherheit und vielleicht auch noch Ihr Häuschen. Gute Voraussetzungen dafür, den Kreditbetrag zu bekommen. Sie erhalten mit dem Kreditbetrag einen Vorschuss auf künftige Leistungen, die Sie erbringen. Wenn Sie einen Kredit aufnehmen, geben sie daher ein Versprechen ab, künftig ein Äquivalent an Gütern oder Leistungen zu erbringen.
Wie kommt das Geld zu Ihnen?
Woher nimmt nun Ihre Bank den Geldbetrag? (Es gibt noch kein Geld, Sie sind der erste Kunde!) Ganz einfach: Die Bank leiht sich das frisch geschöpfte Geld von der Zentralbank, die es, wie wir jetzt wissen, aus dem Nichts schöpfen darf und reicht es Ihnen aus. Tatsächlich schöpft die Zentralbank das Geld nicht im voraus sondern erst, wenn ihre Bank Ihnen den Kredit genehmigt. Nur druckt die Zentralbank das Geld dann nicht, sondern sie bucht es einfach. Es wäre ja auch viel zu umständlich, einen Geldtransport zum Schalter Ihrer Bank loszuschicken, damit Sie Ihr Kreditgeld bekommen. Es macht also keinen prinzipiellen Unterschied, ob die Zentralbank das Geld druckt und ausliefert oder durch einen Buchungsvorgang in Computern entstehen lässt – es ist Geld und es entsteht aus dem Nichts. Seinen Wert erhält es nur, weil Sie als Kreditnehmer für die Leistung, die dem Kreditbetrag gegenübersteht, gut sind. Ob Sie für den Betrag gut sind, hat ja die Bank, als Zertifizierungsstelle, geprüft. Sie waren nun der erste, aber nicht der einzige Bankkunde – denn viele brauchen Geld und tun dasselbe wie Sie – einen Kredit aufnehmen – ein Vorschuss auf künftige Leistungen.
Wie kommt das Geld in den Wirtschaftskreislauf?
Nehmen wir an, Sie sind Unternehmer. Dann könnten Sie mit dem Kreditgeld Güter herstellen oder Leistungen erbringen, und Ihr Personal bezahlen. In dem Moment wo Sie von dem Kreditbetrag etwas ausgeben, also bei anderen Güter oder Leistungen nachfragen, geben Sie dem Wirtschaftskreislauf einen “Schubs”. Jetzt erst wird der Kreditbetrag wirklich zum Geld. Durch die Verkäufe Ihrer Güter oder Leistungen hätten wiederum Sie Einnahmen. Vielleicht kaufen bei Ihnen Personen, die als Arbeitnehmer von Ihrem Arbeitgeber (der vielleicht auch einen Kredit aufgenommen hatte) Geld bekommen haben und nun einkaufen können. Ihre Angestellten werden auch bei anderen Unternehmern einkaufen gehen. Sie selbst werden sich als Unternehmer (hoffentlich) überlegt haben, welche Güter und Leistungen die Menschen möchten, damit sie Ihnen ihr Geld im Austausch für Waren oder Dienstleistungen zu geben bereit sind. Wenn Sie das erfolgreich getan haben, erwirtschaften Sie mehr Geld als Sie benötigen, um den Kredit zurückzahlen zu können. Wenn Sie das nicht schaffen sollten, würden Sie Ihre Sicherheiten los werden – die nimmt sich dann die Bank.
Was macht den Wert des Geldes also aus?
Warum akzeptieren andere Menschen das Stückchen Papier, das Sie ihnen für Ihre Güter uns Leistungen anbieten? Die Antwort ist einfach: Weil jeder Empfänger glaubt, dass er für das Papier ein Äquivalent an gleichwertiger Leistung erhalten wird. Es gibt noch einen Grund: Jeder kann sich durch Hingabe gesetzlicher Zahlungsmittel (und das sind nur Banknoten) von seinen Verbindlichkeiten befreien. Niemand muss eine Überweisung akzeptieren, oder eine fremde Währung, Gold oder irgend etwas anderes – als Banknoten. nur Banknoten muss jeder akzeptieren. Das Gesetz erzwingt das. Deshalb sind gesetzliche Zahlungsmittel auch eine öffentliche Dienstleistung, für man (wie z.B. bei einer Maut) etwas zahlen müsste (davon später mehr).
Wie das Geld (der Kredit) wieder verschwindet.
Ihr Versprechen an die Bank, Leistungen zu erbringen, die dem Geldbetrag, den Sie als Kredit bekommen hatten, entsprechen, haben Sie nun eingelöst und mit der Rückzahlung des Kreditbetrages zum Ausdruck gebracht. Die Geschäftsbank reicht Ihre gezahlten Raten wieder an die Zentralbank weiter. Die Zinsen behält sie. Damit „verschwindet“ das Geld (der Kredit) auch wieder dahin, wo es hergekommen war – im Nichts. Es kann sofort wieder neu geschöpft werden. Etwa zurückgegebene gedruckte Geldscheine könnten sofort wieder verwendet werden. Tatsächlich geschieht das alles blitzschnell virtuell in den Computern der Banken und Geschäftsleute.
Gedrucktes Bargeld ist fast überflüssig
Bei den Banken sind alle Guthaben nur noch digitale Daten in Computern. Bargeld wird immer weniger erforderlich, Sie haben ja vielleicht auch schon eine Geldkarte oder ein Smartphone, mit dem Sie möglicherweise per SMS bezahlen können. Trotz dieser Bequemlichkeit – akzeptieren müssten Sie nur und ausschließlich Banknoten von der Zentralbank.
Die Erkenntnis: Alles Geld sind Schulden
Die Erkenntnis, die wir gewonnen haben, ist kurz und knapp: Geld ist nur deshalb in der Welt, weil es Schuldner dafür gibt, Personen, die sich verpflichtet haben, ein Äquivalent an Leistungen oder Gütern zu erbringen.
Für jeden verdammten Euro, Dollar, Franken usw. der existiert, ob in gedruckten Scheinen oder nur als Buchwert digital in Computern, gibt es einen Schuldner. Alles existierende Geld ist der Ausdruck aller Schuldverhältnisse.
Gäbe es keine Schulden, gäbe es auch kein Geld.
Bleibt eine Frage offen:
Wenn Geld erst durch Bankkredit (also ein Schuldverhältnis) entsteht, umläuft und durch Rückzahlung wieder verschwindet, woher kommen dann die Beträge für die Zinsen?
Und diese Frage hat es wirklich in sich.